Trauer um Hermann Schreiber

Im Alter von 90 Jahren ist der Publizist, Journalist und Moderator Hermann Schreiber in der Nacht zu Ostersonntag gestorben. Dies bestätigte ein Sprecher des Hamburger Verlagshauses Gruner + Jahr am 14. April 2020 unter Berufung auf die Angehörigen.

„Hermann Schreiber gehörte zu den großen Journalisten der Bundesrepublik“, teilte G+J-Verlagschefin Julia Jäkel mit. „Klug, feingeistig, abwägend und humorvoll“ habe er das Magazin Geo in den 80er Jahren in Hamburg entscheidend mitgeprägt. „Gruner + Jahr verneigt sich in Respekt vor diesem Menschenfreund.“

Schreiber wurde am 9. August 1929 in Ludwigshafen am Rhein geboren. Er begann seine journalistische Laufbahn mit dem Volontariat beim Staatsanzeiger für Württemberg-Baden. Anschließend ging er zur Stuttgarter Zeitung und wechselte 1964 als Reporter zum Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel. 1966 erhielt Schreiber für seine Spiegel-Reportage über US-Soldaten im Vietnamkrieg (Titel „Ich werde versuchen zu vergessen“) den Theodor-Wolff-Preis. 1967 wurde er zum „geschäftsführenden Spiegel-Redakteur“ ernannt. Zum Jury-Mitglied des Egon-Erwin-Kisch-Preises wurde er 1977 von Verleger Henri Nannen berufen. Zur Zeitschrift GEO (Gruner + Jahr) kam er 1979 und blieb bis 1992. Er stieg dort vom Geo-Chefreporter zum Chefredakteur auf.

15 Jahre lang (von 1979 bis 1993) war Schreiber einer der Moderatoren der NDR Talk Show. Im Februar 1979 begrüßter er gemeinsam mit den Journalisten-Kollegen Dagobert Lindlau und Wolf Schneider die Talk-Gäste und die Zuschauer vor den Bildschirmen.

Für NDR-Intendant Joachim Knuth hat Schreiber als Moderator Maßstäbe gesetzt: «Mit seiner zugewandten und verbindlichen Art hatte er einen erheblichen Anteil daran, dass die «NDR Talk Show» zu einer der großen Gesprächssendungen im deutschen Fernsehen geworden ist.» Den «herausragenden Journalisten» zeichneten vor allem seine «unbändige Neugierde» auf Menschen und Themen aus, resümierte Knuth.

Während seiner journalistischen Karriere veröffentlichte Schreiber zahlreiche Bücher zu politischen und gesellschaftlichen Themen zum Beispiel: Kanzlersturz, Die Krise in der Mitte des Lebens, und mit dem Buch Das gute Ende. Wider die Abschaffung des Todes hatte er sich ausführlich mit dem Sterben auseinandergesetzt. Auch einige Biographien stammen aus seiner Feder, u. a. von Willy Brandt, Gustav Heinemann, Philip Rosenthal und Henri Nannen. Seinen Lebensabend verbrachte Hermann Schreiber in Munkmarsch auf der Nordseeinsel Sylt.



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(jla) 14.04.2020

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